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Legalbewährung nach strafrechtlichen Sanktionen: Eine bundesweite Rückfalluntersuchung 2004 bis 2007
(2010)
Mit einer im Jahr 2003 vorgelegten Studie für das Bezugsjahr 1994 wurde erstmals für Deutschland die Forderung nach einer alle strafrechtlich Sanktionierten einbeziehenden Rückfalluntersuchung erfüllt. Dieses Konzept bildet die Basis für die vorliegende Erhebung für das Bezugsjahr 2004. Für alle im Jahr 2004 strafrechtlich Sanktionierten oder aus der Haft Entlassenen wird während eines dreijährigen Zeitraums (bis 2007) überprüft, ob erneut Eintragungen in das Bundeszentralregister bzw. in das Erziehungsregister erfolgt sind. Die Datenziehung erfolgte im Jahr 2008. Dargestellt werden die Ergebnisse zu Folgeentscheidungen im Verhältnis zu den Bezugsentscheidungen sowie Folgeentscheidungen im Einzelnen, zu persönlichen Merkmalen wie Alter, Geschlecht und Nationalität, Rückfallraten nach Sanktionsart der Bezugsentscheidung sowie Folgeentscheidungen in Abhängigkeit von den Voreintragungen. Anhand ausgewählter Deliktbereiche werden Bezugs-, Vor- und Folgeentscheidung deliktbezogen ausgewertet. Abschließend werden die Folgeentscheidungen differenziert nach Bundesländern betrachtet.
Auf Basis eines aktuarischen Forschungsparadigmas wird ein Screeninginstrument zur Vorhersage gewalttätiger Rückfälle von Gewalttätern, die nach einschlägigen Delikten aus einer Strafhaft entlassen wurden, entwickelt und diskutiert. Unter Verwendung einer in den Jahren 2002 und 2003 aus dem österreichischen Strafvollzug entlassenen Stichprobe (N = 207) wird das aus zehn Items (Alter zum Zeitpunkt der Entlassung, Anzahl aller Vorstrafen, Anzahl früherer gravierender Gewaltdelikte, Deliktfrequenz, Weisungsverstöße, Täter-Opfer-Beziehung, Geschlecht des Opfer, Tötung eines Opfers, psychische Auffälligkeiten, Probleme im Arbeitsbereich) bestehende Screeninginstrument zur Vorhersage des Gewaltrisikos (SVG-10) konstruiert. Es zeigt sich eine zufriedenstellende Beurteilerübereinstimmung wie auch eine als gut einzustufende Vorhersagegüte. Unter Verwendung von vier Risikokategorien (niedriges, moderates, hohes, sehr hohes Risiko) erlauben empirisch ermittelte Rückfallraten eine Schätzung der Rückfallwahrscheinlichkeit. Auf die Notwendigkeit einer unabhängigen Kreuzvalidierung vor Nutzung des Instruments in der Prognosepraxis wird hingewiesen.