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Im Rahmen des Forschungsprojekts "Evaluation der sozialtherapeutischen Anstalt Hamburg (SothA-HH)" wurden zu mehreren Messzeitpunkten von 2010 bis 2015 Daten von n = 193 männlichen Straftätern erhoben. Hierzu wurden die Probanden aus der SothA-HH anhand verschiedener Instrumente der standardisierten Diagnostik und Risikoeinschätzung durch externe Personen beurteilt. Die ermittelten Werte werden mit anderen Straftäterstichproben aus dem deutschsprachigen Raum verglichen. Die Auswertung soziodemographischer und biographischer Daten weist auf eine insgesamt psychosozial hochbelastete Population hin. Sexualstraftaten und sonstige nicht sexuell motivierte Gewaltstraftaten stellen die Mehrheit der Indexdelikte dar. Bei der Gegenüberstellung der kriminalprognostischen Daten dieser Tätergruppen werden vor Beginn der Therapie bei den nicht sexuell motivierten Gewaltstraftaten höhere Werte in der Psychopathy Checklist-Revised (PCL-R) sowie ein erhöhtes Rückfallrisiko festgestellt. Gründe hierfür werden diskutiert.
Untersucht wird der Zusammenhang zwischen einem Heimaufenthalt in der Kindheit und dem aktuellen Rückfallrisiko für erneute Sexualstraftaten sowie ob der Zusammenhang durch potenziell traumatisierende Kindheitserfahrungen (sexueller Missbrauch, körperliche Misshandlung, emotionale Vernachlässigung) vermittelt wird. Die Stichprobe setzt sich aus N = 159 männlichen Sexualstraftätern zusammen, die zwischen 2010 und 2018 in der Sozialtherapeutischen Anstalt Hamburg inhaftiert waren. Die verwendeten Daten basieren auf Akteninformationen (u. a. Urteil, Bundeszentralregisterauszüge, Gutachten) und semistrukturierten Interviews. Die Gruppe mit einem Heimaufenthalt in der Kindheit wies einen niedrigeren sozioökonomischen Status, mehr familiäre Risikofaktoren sowie eine frühere und stärker delinquente Entwicklung auf. Zudem erzielte sie ein höheres Rückfallrisiko. Für das stabil-dynamische, nicht jedoch für das statische Rückfallrisiko wurde dieser Zusammenhang durch den kumulativen Effekt der Anzahl unterschiedlicher potenziell traumatisierender Kindheitserfahrungen vermittelt. Dies deutet darauf hin, dass ein erheblicher Anteil von inhaftierten Sexualstraftätern, die negativen Kindheitserfahrungen ausgesetzt und im Kinderheim untergebracht waren, ein höheres Rückfallrisiko aufweisen und im Erwachsenenalter einer besonderen Betreuung und Kontrolle bedürfen.
Die vorgestellte Studie untersucht die Rückfallrate von männlichen Personen mit hohem Rückfallrisiko, die wegen eines Sexualdelikts verurteilt wurden. Aus der anfänglichen Stichprobe, bestehend aus N = 231 Person, werden n = 133 Probanden in der Untersuchung berücksichtigt. Die Untersuchungsteilnehmer wurden zum 31. Dezember 2019 entlassen und werden bzw. wurden in der Forensisch Therapeutischen Ambulanz der Charité in Berlin ambulant behandelt. Von den 133 Probanden erhalten 54 (40,6 %) sowohl eine psychotherapeutische als auch eine testosteronsenkende Medikation (Gruppe +TLM), 79 (59,4 %) werden lediglich psychotherapeutisch behandelt (Gruppe -TLM). Der Beobachtungszeitraum beträgt fünf Jahre. Die Rückfälligkeit wird als general recidivism (Neuverurteilung allgemein), serious recidivism (Neuverurteilung mit anschließender Haftstrafe von mindestens zwei Jahren), sexual recidivism (Neuverurteilung infolge von Sexualdelikten) und violent recidivism (Neuverurteilunge infolge von Gewalt- und Sexualdelikten) erhoben. Es wird konstatiert, dass die Rückfallrate bezüglich general recidivism bei +TLM mit 27,8 % signifikant niedriger ist als bei -TLM mit 51,9 %. Bei serious recidivism liegen keine signifikanten Unterschiede vor. Signifikante Unterschiede liegen weiterhin in der Kategorie violent recidivism vor (1,9 % bei + TLM und 15,2 % bei -TLM), während die Unterschiede bei sexual recidivism nicht signifikant sind. Weitere Ergebnisse werden vorgestellt und Limitationen der Studie diskutiert.